Auf einer stillgelegten und renaturierungsbedürftigen Industriemülldeponie am Stadtrand kam es kürzlich zu einem Fund, der alles in den Schatten stellt. Ein kleines Team von Bauarbeitern, beauftragt mit der Entrümpelung des Geländes, stieß beim Abtragen eines Erdhügels auf ein fast völlig von Erde und wildem Gestrüpp verschlucktes Autowrack. Es handelte sich um ein einfaches, klobiges Modell aus den frühen 1970er Jahren, das bereits zur Hälfte im Schlick versunken war. Ohne große Erwartungen wollte die Crew das Vehikel mit dem Kran bergen und der Presse zuführen, eine reine Routinearbeit.
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Als die Seile des Baggers das Fahrzeug aus seiner jahrzehntelangen Umklammerung rissen und auf eine stabile Plane legten, fiel ihnen das ungewöhnlich hohe Gewicht des Karrens auf. Ein neugieriger Arbeiter versuchte, die verrostete und verbeulte Heckklappe mit einem Brecheisen zu öffnen. Nach einigem Hebelns gab das Metall nach – und enthüllte einen Anblick, der die kleine Gruppe verstummen ließ. Statt altem Plastik oder verrottetem Polster blickten sie auf zahlreiche, wasserdicht verschweißte und deutlich ältere Metallkisten.
Mit größter Vorsicht öffneten sie die erste der schweren Kisten. Sie enthielt kein Werkzeug, sondern etwas völlig Unerwartetes: Dutzende von kleinen, in öliges Packpapier gewickelten Kunstwerken. Es waren fein gearbeitete Bronzeskulpturen, Emaillearbeiten und expressionistische Gemälde auf Holz. Schnell wurde klar, dass dies kein zufälliger Schrotttransport war. Jede der Kisten barg einen ähnlichen Schatz – eine umfangreiche Sammlung moderner Kunst des frühen 20. Jahrhunderts, offenbar in der Nachkriegszeit versteckt und dann in Vergessenheit geraten.
Die Bauarbeiter, allesamt Laien in Kunstfragen, handelten vorbildlich und informierten umgehend die Polizei und das städtische Kulturamt. Nach eingehender Prüfung durch Experten stellte sich heraus, dass die Werke Teil einer legendären, seit dem Zweiten Weltkrieg vermissten Privatsammlung eines jüdischen Kunsthändlers waren. Sie galten als verschollen oder zerstört. Die Arbeiter, die den Fund gemeldet hatten, erhielten aufgrund eines alten, lokal geltenden Schatzregals eine hohe, sechsstellige Finderlohn-Summe, die gerecht unter ihnen aufgeteilt wurde.
Doch der wahre Reichtum liegt für die Männer nicht allein im finanziellen Gewinn. Sie wurden von Unbekannten zu lokal bekannten Persönlichkeiten, die einen wichtigen kulturellen Schatz für die Stadt und die Nachfahren des einstigen Besitzers gerettet haben. Ihre gewissenhafte Meldung ermöglichte die Restitution und spätere öffentliche Ausstellung der Werke. So bereicherte der Inhalt des rostigen Autos nicht nur ihre Konten, sondern machte sie zu stolzen Beteiligten an der Wiederherstellung eines verloren geglaubten Stücks Geschichte – ein unvergleichliches Gefühl, das kein Geld der Welt aufwiegen kann.
